Klein aber NICHT fein

Nur weil man ein Problem nicht sieht, heißt das nicht, dass es nicht da ist: Mikroplastik. Warum existiert es und warum reden alle darüber?
In diesem Beitrag wollen wir erläutern, warum der ehemals hochgelobte Kunststoff inzwischen so verrufen ist, in welchen Produkten Mikroplastik steckt, und wie man Mikroplastik im eigenen Alltag vermeiden kann.

Plastik ist allgegenwärtig

Wie der Name „Kunststoff“ schon vermuten lässt, ist Plastik ein künstlich hergestellter Stoff, der aus Erdöl mit einigen Zusatzstoffen besteht. Polyethylen ist der meist verwendete Kunststoff. Er wird zum Beispiel für Müllsäcke, Kabel oder Rohre verwendet. Zwischen 1950 und 2015 wurde 1 Tonne Plastik pro Mensch produziert. Bei einer Weltbevölkerung von 7,35 Milliarden (Stand 2015) sind das sage und schreibe 7.350.000.000.000 kg Plastik. Diese Zahl auszusprechen scheint schier unmöglich, sich die Mengen an Plastik auf unserem Planeten vorzustellen IST unmöglich!

MikroplastikAmfinger

Plastikteilchen, die kleiner als 5 Millimeter sind heißen Mikroplastik. Sie werden absichtlich in dieser kleinen Größe hergestellt (Primäres Mikroplastik), zum Beispiel für Peelingkörnchen in Kosmetikprodukten (wie Zahnpasta und Peelings) oder entstehen beim Zerfall von größeren Plastikteilen durch Witterung, UV-Strahlung und mechanische Beanspruchung (Sekundäres Mikroplastik). Granulate für industrielle Verwendung und für die Weiterverarbeitung zu anderen Plastikprodukten gehören zum primären Mikroplastik.

Das große Problem: Plastik ist nicht biologisch abbaubar. Als Mikroplastik sehen wir es nicht mehr. Es ist aber weiterhin da.

Wo und wie kommt Plastik in die Natur?

Ungefähr ein Drittel des Mikroplastiks ist auf Reifenabrieb zurückzuführen. Auch in Farben, Lacken und anderen Baustoffen kommt es vor, wird durch Witterung und Abnützung in die Umwelt abgegeben und ist so für Mikroplastik im Trinkwasser mitverantwortlich.
Eine weitere Quelle für Mikroplastik sind Kosmetika. Ob Shampoo, Lippenstift, Make-Up, Sonnencreme, Zahnpasta, Duschgel, Hautcreme, … Mikroplastik steckt in vielen Kosmetikprodukten.
Warum?
Das hat verschiedene Gründe: in Peeling und Zahnpasta wirkt Mikroplastik als Schleifmittel, durch Plastikpartikel in Creme und Shampoo entsteht ein geschmeidiges Gefühl.
Die Partikel landen über die Abflüsse von Waschbecken und Badewannen in die Kanalisation und lagern sich im Meer ab. Auf dem Weg dahin und dort richtet es erhebliche Schäden an.

Microplastic

Ob Shampoo, Lippenstift, Make-Up, Sonnencreme, Zahnpasta, Duschgel, Hautcreme, … Mikroplastik steckt in vielen Kosmetikprodukten. Warum? Das hat verschiedene Gründe: in Peeling und Zahnpasta wirkt Mikroplastik als Schleifmittel, durch Plastikpartikel in Creme und Shampoo entsteht ein geschmeidiges Gefühl.
Die Partikel landen über die Abflüsse von Waschbecken und Badewannen in die Kanalisation und schließlich in die Meere.

MicroplasticClothes

Kleidung besteht oft aus Plastikfasern: Mikrofasern, Elasthan, Nylon, … diese Materialien geben beim Waschen Mikroplastik ins Wasser ab. Besonders bei Funktionskleidung, wie zum Beispiel Fleecepullover, lösen sich bei jedem Waschgang Kunststoffpartikel, die nicht vollständig aus dem Abwasser gefiltert werden können. Selbst in manchen Waschmitteln kommt Mikroplastik vor.

Allgegenwärtig - Plastik in unserem Körper?

Plastik ist wortwörtlich seit Längerem in aller Munde. Wir alle kaufen Lebensmittel, die in Plastik verpackt sind. Viele Getränke sind in Plastikflaschen erhältlich. Durch Atmen, Essen und Trinken nehmen wir diese winzigen Plastikpartikel auf. Plastik findet man sogar in Lebensmitteln, die nicht in Plastik verpackt wurden, z.B. in Milch und Honig.
Studien belegen: bereits beim Öffnen von Kunststoffverpackungen lösen sich Mikroplastikpartikel. Man trinkt also bei jedem Schluck Plastik mit. Pro Woche nehmen wir bis zu fünf Gramm Plastik in unseren Körper auf. Das entspricht dem Gewicht einer Kreditkarte.

Welche Auswirkungen Plastik in unserem Körper hat, wird erst seit kurzem erforscht. Doch die Vermutungen sind eindeutig: „Kunststoff“ hat in unserem Organismus nichts verloren und kann sich daher negativ auf unsere Gesundheit auswirken.

MicroplasticBody

Weichmacher (Phtalate) und Bisphenol A (BPA) sind schon vor langer Zeit in Verruf geraten. Es wurde vermutet, dass durch den Konsum von bestimmten Stoffen, die im Plastik vorkommen, Risiken für Immunsystem, Fortpflanzung und Stoffwechsel entstehen können. Sie stehen auch im Verdacht, Asthma, Krebs, Allergien und Funktionsstörungen im Gehirn zu fördern.

Weichmacher kommen häufig in Reinigungsmitteln und Kosmetikprodukten vor. Bisphenol A wird eingesetzt, um Plastik härter und haltbarer zu machen. Der Tenor lautete bisher: solange festgelegte Grenzwerte von z.B. BPA eigehalten werden, ist der Stoff für unsere Gesundheit nicht als gefährlich einzustufen.

Wir kommen täglich überall mit Plastik in Berührung. Die Summe der Stoffe, die wir über unser „Leben im Plastik“ aufnehmen, kann zu gesundheitlichen Auswirkungen führen, die bisher unerforscht sind bzw. nicht mit Plastik in Verbindung gesetzt werden.

Allgegenwärtig - Was Plastik in der Natur anrichtet

PlastikNatur

Wo landet all das Mikroplastik?
Weil die meisten Kläranlagen diese winzigen Teilchen nicht herausfiltern können, gelangt es dahin, wo alles im Wasser transportierte schlussendlich ankommt: im Meer. Der Großteil des Mülls in den Weltmeeren besteht aus Plastik. Viele Meerestiere sind Planktonfresser, beim filtern des Wassers nehmen sie gleichzeitig enorme Mengen an Plastikpartikeln zu sich. Andere Tierarten weiden Oberflächen ab und nehmen die Partikel dadurch auf. Eine Vielzahl an Tieren verhungert, weil ihre Mägen mit Plastik vollgefüllt sind und sie so keinen Platz mehr für Nahrung haben. Bei anderen Tieren reichert sich das Plastik im Körper an. Entlang der marinen Nahrungskette wird das Plastik weitergegeben. Der Mensch, an der Spitze dieser Nahrungskette, isst das angereicherte Mikroplastik beim Verzehr von Fisch und Meeresfrüchten.

Ein weiteres Problem entsteht, weil Mikroplastik durch seine Oberflächenstruktur Umweltgifte anzieht, die mitkonsumiert werden. Plastik ist nicht biologisch abbaubar. Es verbleibt also dort, wo es abgelagert wird und richtet dort weiter Schaden an. Es gibt noch keine großflächigen, standardisierten Methoden, der Plastikflut im Meer Herr zu werden.
Tiere und andere Lebewesen in Gewässern fressen die Teilchen oder nehmen sie anderweitig auf. Das kann tödlich enden oder zumindest ihre Verdauung und Fortpflanzung negativ beeinflussen.

Sag NEIN zu (Mikro)plastik!

Plastik ist Teil unseres Lebens geworden. Durch seine massenhafte Anwendung, die vielen Zusatzstoffe und die unüberschaubare Partikelgröße ist es zum Problem für unsere Umwelt und unsere Gesundheit geworden. Durch den bewussten Umgang mit dem Kunststoff und dem Nutzen von Alternativen können wir diese negativen Auswirkungen schmälern.

Tipps für deinen Alltag

  • Beim Kleiderkauf auf die Materialien achten: Kunstfasern vermeiden und natürliche Fasern bevorzugen
  • Tausche Kleidung und kaufe Second-Hand. Diese Klamotten wurden schon oft gewaschen und verlieren daher weniger Fasern.
  • Kleidung aus Kunststoffen so selten wie möglich waschen. Nutze für Kunstfasern einen Guppyfriend: Das ist ein Waschbeutel, der Kunststofffasern auffängt und so das Waschen umweltfreundlicher macht.
  • Kaufe Bio-Produkte und zertifizierte Naturkosmetik
  • Bevorzuge wenig verpackte, am besten unverpackte Produkte
  • Mach deine Kosmetik- und Putzmittel selber
  • Bevorzuge Mehrweg- statt Einweg
  • Vermeide unnötige Autofahrten
  • Bevorzuge ökologische Farben, Lacke und Baustoffe

Acrylate Copolymer (AC), Polyamide (PA, Nylon) und Polyethylene (PE).. Wie soll man im Dschungel der Inhaltsstoffe den Überblick behalten? Um unerwünschten Inhaltstoffen auf die Spur zu kommen, hol dir Unterstützung mit diesen Apps:

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