Wie wirkt sich mein Lebensstil auf das Klima aus?
Mehr verbrauchen als man hat? Diese Rechnung geht nicht auf!
Am Welterschöpfungstag (Englisch "earth overshoot day") hat die Weltbevölkerung die Ressourcen, die die Erde in einem Jahr produzieren kann, aufgebraucht. Berechnet wird das Datum von Experten der Organisation Global Footprint Network. Die Inanspruchnahme des Planeten durch die Menschheit wird mit der Biokapazität des Planeten verglichen, also mit der Fähigkeit der Natur, Rohstoffe zu erzeugen und Schadstoffe abzubauen.
Ziel dieses Aktionstages ist es, Bewusstsein für die Endlichkeit der natürlichen Ressourcen der Erde zu schaffen und aufzuzeigen, dass das Datum in die Zukunft verschoben werden kann. Der letztjährige Welterschöpfungstag war so früh wie nie zuvor eingetreten.
Aufgrund der der Covid-19-Krise und dem damit verbundenen Lockdown fiel das Datum dieses Jahr auf den 22. August. Die Weltbevölkerung ist also 3 Wochen länger mit den Jahresressourcen ausgekommen als letztes Jahr.
Das bedeutet aber keinerlei Entwarnung, denn ab diesem Tag konsumieren wir mehr Wasser, Nahrung, Holz und Boden, als die Natur bereitstellen kann – und leben für den Rest des Jahres auf Kosten der Erde.
Wie viele Erden verbrauchst du?
Die Erde liefert, was wir zum Leben brauchen, ohne es uns in Rechnung zu stellen. Aktuell verbraucht die Bevölkerung weltweit aber ungefähr 1,5 Erden. Würden alle Menschen so leben, wie wir Österreicher, wären alle Ressourcen pro Jahr sogar schon Anfang April verbraucht! Wir überziehen also im großen Stil das Konto unserer Lebensgrundlagen.
Bald wird dieses Verhalten nicht mehr möglich sein. Was ab dem Welterschöpfungstag verbraucht wird, schädigt die natürlichen Systeme der Erde und geht auf Kosten kommender Generationen. Wir sollten unserer Verantwortung erkennen und unsere Lebensweise nachhaltiger gestalten. Durch bedachten Lebensstil und bewusstes Konsumverhalten können wir mithelfen, den Welterschöpfungstag 2021 auf ein späteres Datum zu verschieben und die Lebensgrundlagen für die Zukunft zu sichern.
Der ökologische Fußabdruck als Maß der Auswirkungen unseres Lebensstils
Der ökologische Fußabdruck ist die einfachste Möglichkeit, die Zukunftsfähigkeit unseres Lebensstils abzuschätzen. Alle natürlichen Rohstoffe, die wir im täglichen Leben verbrauchen z.B. Essen, Wohnen, etc. benötigen Platz zum Nachwachsen. Ebenso braucht die Natur Ressourcen, um Abfälle abzubauen.
Der ökologische Fußabdruck macht diesen Flächenbedarf auf der Erde deutlich und vermittelt ein verständliches Bild der ökologischen Grenzen unseres Planeten. Er wird in "Global Hektar" (1 gha = 10.000 m²) gemessen. Je größer der Wert, desto mehr wird die Umwelt beansprucht.
Dem Fußabdruck (entspricht dem Flächenbedarf) ist die Biokapazität einer Region gegenüberzustellen, das ist die Fähigkeit der Natur Rohstoffe auf- und Schadstoffe abzubauen. Fläche gehört zu den begrenzten Ressourcen auf unserem Planeten. Teilt man die vorhandene und auch nutzbare Fläche unserer Erde auf alle heute lebenden Menschen auf, dann entfallen auf jeden Menschen etwa 1,8 Hektar. Der ökologische Fußabdruck eines durchschnittlichen Österreichers beträgt 4,9 gha und liegt damit nahe am europäischen Durchschnitt von 4,8 gha.
Damit leben wir deutlich über unseren Verhältnissen. Bei unserem aktuellen Flächen - also dementsprechend Natur-Verbrauch würden wir drei Planeten von der Qualität der Erde brauchen, um das Überleben aller Menschen zu sichern. Der tatsächliche Fußabdruck ist natürlich innerhalb Österreichs sehr verschieden und hängt von Faktoren wie Reisegewohnheiten, Ernährung, Einkommen und Wohnumständen, also vom gesamten Lebensstil, ab.
Woraus sich der persönliche Fußabdruck zusammensetzt
- 25% des durchschnittlichen Fußabdrucks entfallen auf den Bereich Ernährung. Dazu zählt die jedes Nahrungsmittel, das wir konsumieren oder wegwerfen, ebenso wie die Verpackung und der Ressourcenbedarf für Transport und Zubereitung.
- Beim Wohnen geht es um jene Ressourcen, die wir für Wohnen, Heizung, Strom, Wasser verwenden. 20% des durchschnittlichen Fußabdrucks entfallen auf den Bereich Wohnen.
- Die persönliche Mobilität machen 20% aus. Der Transport von Gütern wird bei den Kategorien Ernährung bzw. Konsum eingerechnet.
- Neben den Ressourcen für Konsumgüter wie Möbel, Elektrogeräte und Dienstleistungen wird auch die so genannte „Graue Energie“ hinzugerechnet. Der Begriff bezeichnet Energie, die vom Verbraucher nicht direkt eingekauft wird, die jedoch für die Herstellung von Gütern sowie für Transport, Lagerung und Entsorgung benötigt wird. Auf diese Weise entsteht häufig ein erheblicher Energieverbrauch, ohne dass dies für die Verbraucher direkt erkennbar ist. Unmittelbar mit „Grauer Energie“ verbunden sind graue Emissionen von Kohlendioxid (CO2) und anderen Treibhausgasen. 35% des durchschnittlichen Fußabdrucks entfallen auf den Bereich Konsum und Graue Energie.
Viel Potential für vielseitige Erfolge
Wenn wir über unseren persönlichen Lebensstil nachdenken, fällt uns auf in welchen Bereichen wir Luft nach oben haben. Ein Umzug, zum Beispiel, liefert Potential, den Bereich Wohnen zu verbessern. Nutzt du Alternativen zum Auto? Sanfte Mobilitätformen sind dein Sprungbrett zu klimafreundlicherer Mobilität. Ein fleischloser Tag pro Woche wäre ein guter Anfang. Das Reparieren von noch Brauchbarem ein weiterer. Die Umweltauswirkungen deiner Ernährung werden dadurch verringert und Ressourcen gespart. Bewusster Einkauf verbessert deinen ökologischen Fußabdruck im Bereich Konsum & graue Energie.
Einen Vorgeschmack uns das Ausmaß unseres eigenen Lebensstils in Zahlen vor Augen zu führen, bekommt man über die Berechnung des persönlichen Fußabdrucks. Im Internet findet man eine Reihe von Rechnern.
Hier zwei Vorschläge für anschauliche Möglichkeiten der Berechnung:
Einen groben Überblick und Einsparungspotentiale gibt der Rechner des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. Zum Rechner geht es hier.
Bei Brot für die Welt werden die Fragen nach den oben erklärten Bereichen eingeteilt. Am Ende erhältst du einen Überblick, wie viele Erden du mit deinem aktuellen Lebensstil verbrauchst. Erfahre hier mehr.