Vom Weg in die Freiheit

Mobilität ist etwas, das uns alle betrifft. Täglich legen Menschen viele Wege zurück und viele davon auch zu Fuß. Das ist umweltfreundlich. Zum Beispiel vom Schlafzimmer ins Bad. Aber Wege außerhalb der eigenen vier Wände wurden in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend mit dem Auto statt zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigt. Das hat viele Gründe, beispielsweise der zunehmende Wohlstand und die damit verbundene Möglichkeit, sich eigene Autos leisten zu können.

Auch die Raumplanung hat dazu beigetragen, dass es zunehmend schwieriger wurde, seine Ziele ohne Auto zu erreichen. Arbeitsplätze wurden aus den Innenstädten an den Stadtrand verlagert und auch Dienstleistungsbetriebe siedelten sich immer öfter weit abseits von Wohnorten an.

Auf der anderen Seite ermöglichte das Auto eine beinahe grenzenlose Mobilität, die als neue Freiheit wahrgenommen wurde. Zuvor nur schwer erreichbare Ausflugs- und Urlaubsorte, aber auch Beziehungen und Berufswege, wurden allmählich für die breite „auto-mobile“ Masse möglich. Diese Entwicklungen führten nach und nach zu dem extrem hohen Verkehrsaufkommen und den zersiedelten Stadt- und Dorfstrukturen, die wir heute kennen.

…zum Sorgenkind der Klimakatastrophe

Gefahr Schulweg

Zusammen mit dem Gebäudesektor und der Wirtschaft, ist der Verkehrssektor heute jener Bereich, der in Tirol die meisten Treibhausgasemissionen verursacht und jährlich, trotz gesetzter Klimaziele, immer weiter steigt.

Zugleich schädigt auch der lokale Verkehr unsere Umwelt vor Ort und das Klima weltweit. Autos haben keine weiße Weste: Von der Autoproduktion, übers Tanken, den Reifenabrieb bis hin zu den Luftschadstoffen und dem Lärm - der Straßenverkehr wird von vielen als belastend, laut und schmutzig wahrgenommen. Kinder werden von ihren Eltern immer öfter mit dem Auto in den Kindergarten und in die Schule gebracht, da der Weg dorthin zu Fuß oder mit dem Rad als zu gefährlich wahrgenommen wird.

Dabei sind es paradoxerweise gerade die vielen „Elterntaxis“, die den Schulweg unsicherer machen. Kinder bewegen sich dadurch nicht nur weniger, sondern sind auch weniger konzentriert als ihre Kollegen, die nicht in die Schule gefahren werden.

Die EU, Österreich und auch Tirol haben sich in vielen Positionspapieren zum Senken des CO2-Ausstoßes bekannt und verpflichtet. Viele Faktoren haben dazu beigetragen, dass dies bisher im Verkehrssektor nicht erreicht wurde und die Bemühungen in anderen Sektoren zunichtemacht.

Gut gelegen

Doch was heißt das für die Bewohner und Gäste von Kufstein und der Region? Unsere Stadt hat, verglichen mit anderen Orten, viele Standortvorteile. Das beginnt bei der Nähe zu den großen Städten München, Salzburg und Innsbruck, liegt aber vor allem an der Lage an der vielbefahrenen Brenner-Strecke. Kufstein ist aus weiten Teilen Mitteleuropas sehr schnell und einfach erreichbar:

  • Alle zwei Stunden verkehren Hochgeschwindigkeitszüge direkt nach Wien, München, Zürich und Verona, ergänzt von einzelnen Verbindungen nach Bratislava, Budapest, Bologna und Venedig.
  • Neue Nightjets verkehren täglich nach Brüssel, Amsterdam und Hamburg.
  • Lokal verbinden Regional- und S-Bahnen Kufstein mindestens stündlich mit Rosenheim, München und Innsbruck.
  • Auf regionaler Ebene wird der Bevölkerung und den Gästen ein dichtes Regiobusnetz mit vielen Linien in alle Richtungen geboten.
  • An Wochenenden verkehren zudem die Nacht-S-Bahn nach Innsbruck und Nightliner nach Ebbs/Kössen sowie nach Kiefersfelden/Rosenheim.
  • Seit einigen Jahren ist Kufstein zudem jene Stadt Österreichs mit dem dichtesten E-Carsharing-System. Ein Beecar ist in fast allen Fällen in maximal 10 Minuten Fußweg erreichbar.

Die Mobilität der Zukunft

radfahren-innradweg-kufstein-mit-festung-im-hintergrund©lolin

E-Carsharing ist ein wichtiger Baustein, um sein Leben möglichst unabhängig vom klassischen Diesel- oder Benzin-Auto gestalten zu können. Die Basis stellt das Fahrrad und der Öffentliche Verkehr dar, der bei uns schon heute gut ist und in den kommenden Jahren noch sehr stark ausgebaut werden soll. Ergänzend dazu braucht es weitere Angebote, wie eben Beecar, und zukünftig auch ein sehr günstiges Fahrradverleihsystem.

Wir befinden uns mitten in der Klimakrise. Es ist Zeit, unsere auto-affine Definition von Wohlstand zu überdenken.

Dann liegt es vor allem an jeder und jedem Einzelnen, bewusst das eigene Auto in der Garage stehen zu lassen und Arbeits- sowie Freizeitwege zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV zurückzulegen. Oder noch besser – ohne eigenes Auto zu leben. Damit tut man nicht nur der Umwelt etwas Gutes, sondern vor allem sich selber. Finanziell ist das heute schon ein Gewinn für jeden, der/die auf das Auto verzichtet, aber vor allem das Mehr an Bewegung ist ein wesentlicher Beitrag zu mehr Gesundheit und einem besseren Leben.

Eine Welt, in der Kinder wieder auf den Straßen spielen können, wo die Luft rein ist, es keinen Straßenlärm gibt, Platz für jeden Menschen ist und Geschäfte und Lokale sich kreativ im öffentlichen Raum ausbreiten können. All das, aber ohne seine Mobilität einschränken zu müssen – das ist eine Zukunftsvision, die wir alle gemeinsam anstreben sollten.

Spielstraße

Dieser Blogbeitrag wurde in Zusammenarbeit mit Manuel Tschenet erstellt.

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